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Johanna Schlosser / picturedesk.com

COVID-19 Risikofaktoren: Höhere Sterblichkeit bei psychischen Erkrankungen als bei Diabetes & Co.

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen infizieren sich deutlich häufiger mit COVID-19, zeigen einen schwereren Verlauf und haben ein höheres Sterberisiko als die Allgemeinbevölkerung.

Darüber informierte bereits Ende November 2020 die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. und forderte, dass Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen offiziell als Risikogruppe anerkannt und bei der Impfstrategie berücksichtigt werden sollten.

Dem folgte die Ständige Impfkommission am deutschen Robert Koch-Institut (STIKO), wie im Epidemiologischen Bulletin vom 14. Jänner 2021 nachzulesen ist.

In der 6stufigen Priorisierung für COVID19-Impfungen sind Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen der Stufe 4 zugeteilt. In dieser Personengruppe sind u.a. auch alle 65-69Jährigen und LehrerInnen erfasst.

Als schwere psychische Erkrankungen zählen hierbei etwa schwere Depressionen, bipolare Störungen und Schizophrenie. Von diesen Erkrankungen sind 1-2% der Bevölkerung betroffen, das sind in Österreich rund 130.000 Menschen. Alleine in Wien leben etwa 30.000 Menschen mit diesen Erkrankungen.

Deutlich erhöhte Sterblichkeit

Eine US-amerikanische Studie analysierte die Daten von 61 Mio. Erwachsenen aus 360 Krankenhäusern bis Ende Juli 2020. Menschen mit psychischen Erkrankungen werden gegenüber der Allgemeinbevölkerung aufgrund einer COVID-19-Erkrankung signifikant häufiger hospitalisiert (27,4 % vs. 18,6 %) und versterben auch signifikant häufiger an COVID-19 (8,5 % vs. 4,7 %). Am größten ist das Risiko für Menschen mit neu diagnostizierter Depression und Menschen mit Schizophrenie.

Die nachstehende Tabelle des Robert Koch-Instituts zeigt die Hospitalisierung und Sterblichkeit bei psychiatrischen Erkrankungen im Vergleich zu anderen Risikofaktoren:

Quelle: Robert Koch-Institut

Hier zeigt sich, dass Personen mit psychiatrischen Erkrankungen etwa häufiger am SARS-Cov-2 Virus sterben als Menschen mit Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, COPD oder arteriellem Bluthochdruck.

Keine Berücksichtigung in Österreich

Während Personen mit schweren psychischen Vorerkrankungen in Deutschland als Risikogruppe geführt werden und beim Impfen Priorität erhalten, findet dies in Österreich keine Berücksichtigung.

Wie das Vormerkformular zur Impfung in Wien zeigt, kann eine psychische Erkrankung nicht als Risikofaktor ausgewählt werden. Mit Ausnahme der Demenz und Adipositas, die eine noch höhere Sterblichkeit verursachen, weisen sämtliche angeführten Vorerkrankungen ein vergleichsweise geringeres Risiko aus, an einer Corona-Erkrankung zu sterben.

Quelle: Vormerkformular, impfservice.wien

Wir haben das Büro des zuständigen Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker um Stellungnahme ersucht, diese steht noch aus.

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