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Nur die Hälfte der impfbaren 65+ hat bereits die Auffrischungsimpfung

Obwohl der Schutz vor Ansteckung 5-6 Monate nach der Impfung nachlässt und das Nationale Impfgremium Personen ab 65 Jahren dringend eine Impfung 6 Monate nach dem Zweitstich empfiehlt, ist nur rund die Hälfte der Betroffenen bereits geboostert. Die Steiermark ist Spitzenreiter, Vorarlberg ist Schlußlicht.

Derzeit gilt man noch 9 Monate nach der 2. Impfung als “Geimpft”. Doch die Schutzwirkung der Impfung lässt bereits merklich früher nach, wie Forscher der britischen “Zoe Covid”-Studie im August 2021 herausfanden. Der anfängliche Schutz vor Ansteckung sank beim Impfstoff von Pfizer/BioNTech innerhalb von 5-6 Monaten von 91% auf 74%. Und die Infektionszahlen steigen dramatisch.

Aus diesem Grund sagt das Nationale Impfgremium (NIG) zu Risikogruppen und Personengruppen mit erhöhtem Expositionsrisiko “Impfung 6 Monate nach der 2. Impfung dringend empfohlen”. Zu den Risikogruppen zählen:

  • Bewohner:innen von Alten-, Pflege- und Seniorenwohnheimen
  • Personen ab 65 Jahren
  • Personen, welche 2 Dosen Vaxzevria erhalten haben
  • Personen mit Vorerkrankungen und Risiken für einen schweren Verlauf von
  • COVID-19 lt. Tabelle 3 (ab 18 Jahren unabhängig vom Alter; 12-17 Jahre individuelle
  • Entscheidung nach Rücksprache mit behandelnder Ärztin/behandelndem Arzt)

615.000 Personen 65+ brauchen Auffrischung dringend

Berücksichtigt man nun das dringend empfohlene Intervall von 6 Monaten, kann man die Größe der Personengruppe gut berechnen. Mit Stichtag 9.11.2021 wurden in Österreich rund 615.000 Personen über 65 Jahre erfasst, die einen Zweitstich aufwiesen, der mehr als 6 Monate zurückliegt (Daten des Gesundheitsministeriums, eigene Berechnungen).

Auffrischungsimpfung Covid

Wie die Tabelle zeigt, hat jedoch erst rund die Hälfte eine Auffrischung erhalten. Der Bundesländervergleich zeigt zudem, wie unterschiedlich die Auffrischungsquote ist.

Den Spitzenwert erreicht die Steiermark mit 76% Auffrischungsquote, das Schlußlicht bildet Vorarlberg mit knapp 40%. Wien liegt mit rd. 54% knapp über dem Österreichschnitt.

Auffrischungen Ü65 erfolgen vergleichsweise langsam

Die ersten Auffrischungsaktionen für die ältere Bevölkerung wurden Anfang September gestartet. Zwei Monate danach hat man nun erst rund die Hälfte geimpft, dabei sind die Booster extrem wichtig.

Wie Prim. Richard Greil, der Vorstand der Uniklinik Salzburg am 9.11.21 in der ZIB2 berichtet, sind Normalstationen vor allem mit “Impfdurchbrüchen bei älteren und vulnerablen Personen” belegt. Eine Auffrischung der Schutzimpfung kann daher eine weiter zunehmende Belastung der Spitalsressourcen verhindern.

In der kritischen Phase, in der sich Österreich gerade befindet, führen Auffrischungsimpfung zudem sehr schnell zu einer Anhebung der Gesamtimmunität. Erstimpfungen sind natürlich sehr wichtig, sie entfalten ihre Wirkung aber erst nach 5-7 Wochen.

Nur das Tempo der Auffrischungen ist nicht beherzt genug, wie ein Blick nach Israel zeigt. Hier konnte die 4. Welle durch einen Auffrischungs-Sprint gebrochen werden. Ausgehend von einer ähnlich katastrophalen Lage wie in Österreich.

Blick nach Israel zeigt den möglichen Ausweg

Anfang September 2021 verzeichnete Israel am Höhepunkt der Welle Neuinfektionen jenseits der 10.000er-Marke. Weiters war man mit der Situation konfrontiert, dass ein Großteil der Bevölkerung ihre Letztdosis vor rund 5 Monaten erhalten hatte. Zusammen mit einer Maskenpflicht im öffentlichen Raum entschloss sich die israelische Regierung daher die Auffrischung massiv zu forcieren. Der Booster wurde für alle freigegeben, die ihre zweite Dosis vor 5 Monaten oder länger erhalten hatten. Gleichzeitig verlor der “Grüne Pass” seine Gültigkeit 6 Monate nach dem Zweitstich. Ein beispielloser Run auf Auffrischungsimpfungen war die Folge. Alleine in den ersten 2 Wochen nach Freigabe wurden über 1 Mio. Booster verabreicht. Mit Erfolg: die Infektionszahlen gingen rasch zurück.

Vergleicht man das Tempo Israels mit jenem von Österreich, offenbart sich das enorme Potential. Während Israel in 2 Wochen 1 Mio. Menschen geboostert hat, waren es in Österreich in 2 Monaten per 10.11.21 gerade einmal 510.000 (davon gingen 330.000 an Personen über 65 Jahre, der Rest großteils an exponierte Risikogruppen wie Ärzte, die ebenfalls früh geimpft wurden). Das entspricht Faktor 8!

Nicht nur Israel setzt auf die Verkürzung der Gültigkeit des “Grünen Pass”. Auch der französische Präsident Macron verkündete gestern, dass Personen über 65 Jahre, die in Frankreich ihren Corona-Impfstatus behalten wollen, von Mitte Dezember an eine Auffrischungsdosis vorweisen müssen.

Es scheint, dass kein Weg daran vorbei führt, dass auch in Österreich die Impfregeln überarbeitet werden. Impfstoff ist ja genügend vorhanden.

Gehen Sie impfen!

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