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Antigen-Selbsttests im PEI-Vergleich: Schultest landet auf letztem Platz.

Antigen-Tests haben eine geringere Aussagekraft als PCR-Tests – das ist nicht neu. Aber auch innerhalb der Antigen-Tests gibt es qualitativ erhebliche Unterschiede. Das deutsche Paul-Ehrlich-Institut hat zahlreiche Tests verglichen. Im Ranking der Selbsttests schneidet der österreichische Antigen-Schultest überraschend ab.

Wegen der neuen Corona-Variante Omikron stehen nun die Antigen-Tests auf dem Prüfstand. Die gute Nachricht: die große Mehrheit der Tests können eine Omikron-Infektion nachweisen. Gleichzeitig überraschen die Ergebnisse, denn die qualitativen Unterschiede der Antigen-Tests untereinander sind massiv.

Seit gut einem Jahr bewertet das Paul-Ehrlich-Institut im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Gesundheit die Empfindlichkeit von SARS-CoV-2 Antigen-Tests. Im November 2021 erschien dazu auch eine Studie unter Mitwirkung von namhaften Wissenschaftern wie Christian Drosten in Eurosurveillance, einem angesehenen peer-reviewed Journal.

Mit Stand 12.1.2022 wurden insgesamt 245 unterschiedliche Tests evaluiert: 199 davon haben die geforderten Kriterien erfüllt, 46 Tests haben nicht bestanden (Link zur Evaluierung). Bewertet wurde, wie gut die Tests auf eine Bandbreite von einer sehr hohen Virusmenge bis zu einer niedrigen Virusmenge anschlagen. Die Kriterien sind wie folgt definiert:

Dem Stand der Technik ist eine Mindestsensitivität von 75 Prozent für die Pools mit
einem Ct-Wert ≤25 gleichgesetzt. Der Test muss daher in mindestens 75 Prozent der Fälle Alarm schlagen, wenn die Probe eine “sehr hohe” Viruslast enthält. Der Ct-Wert gibt an, wie oft eine Probe im Labor vermehrt werden muss, bis das Erbgut von Sars-CoV-2 nachweisbar ist. Je niedriger der Ct-Wert, desto höher die Viruslast. Bei einem Ct-Wert von 25 oder darunter ist die Viruslast “sehr hoch”, Proben mit einem Ct-Wert von 25 bis 30 bescheinigten die Forschenden eine “hohe” und jenen zwischen 30 und 36 eine “moderate” Viruslast. Weiters wird in der Auswertung die Gesamtsensitivität, dh. der Anteil der erkannten positiven Proben, angegeben.

Das Ranking der Antigen-Selbsttests

Die vergleichende Evaluierung der Antigen-Tests durch das Paul-Ehrlich-Institut weist neben den Sensitivitäten auch aus, ob der untersuchte Test zur Eigenanwendung zweckbestimmt ist (“Selbsttest”). Bei den 199 Tests, die die Mindestkriterien erfüllt haben, sind auch 31 Produkte ausgewiesen, die als Selbsttest geeignet sind. Das sind in der Regel die sog. “Nasenbohrertests” oder Saliva-Tests (Speichelprobe). Nachstehend das Ranking, sortiert nach der Gesamtsensitivität:

Überraschend schlecht schlägt sich der in Österreichs Schulen verwendete Test laut dem Ranking des Paul-Ehrlich-Instituts . Wie die Website des Bildungsministeriums informiert, kommt der Selbsttest “Flowflex” der Firma ACON Biotech in Österreich flächendeckend zum Einsatz: “Alle Schüler/innen verwenden den Selbsttest „Flowflex“ der Firma ACON Biotech – vereinzelt sind noch LEPU-Medical-Tests im Einsatz.“, heißt es hier.

Mit einer Gesamtsensitivität von 34% landet der österreichische Schultest in diesem Ranking auf dem letzten Platz von 31 überprüften Antigen-Selbsttests.

Geringe Aussagekraft der Antigen-Schultests

Bereits vor einem Jahr stellte Mikrobiologe Michael Wagner fest, dass bei den Nasenbohrertests der Großteil der infizierten Kinder übersehen wird. Nur rund 20% der Fälle von infektiösen SchülerInnen, die selbst keine Symptome aufwiesen, wurden durch diese Tests entdeckt. Seitdem drängt die Wissenschaft auf die Verdichtung von PCR-Tests in den Schulen.

Im Gespräch mit stadtpolitik.wien warnt Wagner nun vor ein weiteren Reduktion der Aussagekraft der Antigen-Tests in den Schulen. Diese schlagen zwar prinzipiell auch bei der neuen Variante Omikron an, jedoch liegt laut aktuellen Studien die Virenlast für etwa 2 Tage im Rachen und wandert erst dann in die Nase. Die Tests schlagen daher bei Probenahme im vorderen Nasenbereich auch bei bereits hochinfektiösen Personen erst um Tage zeitverzögert an.  

Für die Schulen sieht Wagner daher die Antigen-Tests nur als „add-on“, da nur „satt infektiöse“ SchülerInnen zu einem späten Zeitpunkt entdeckt werden. Er drängt auf den Abtausch der Antigen-Tests durch die aussagekräftigen PCR-Tests. „Bis entsprechende Kapazitäten vorhanden sind, müssen jedoch qualitativ sehr gute Antigen-Tests verwendet werden“, meint Wagner und verweist auf die vergleichende Evaluierung des Paul-Ehrlich-Instituts.

Dennoch sieht Wagner einen großen Nutzen von Antigen-Tests, wenn aus Zeitgründen kein PCR-Test möglich ist. Als Beispiel nennt er ein ungeplantes Treffen mit haushaltsfremden Personen. Voraussetzung für eine bessere Aussagekraft des Tests ist dabei jedoch eine Probennahme zuerst im Rachen und dann in der Nase (Nasen-Rachen-Abstrich). Sowie ein qualitativ guter Sars-CoV-2 Antigen-Test.  


Das Bildungsministerium wurde um Stellungnahme zum Abschneiden des Schultest gebeten. Eine Antwort steht noch aus.

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