Gürtelfrische West
© Christoph Weißenbäck

Corona und Wiener Camouflage Pop-ups Teil 1: Gürtelfrische West.

Eine Erklärung des Büroleiters des 7. Bezirks just einen Tag vor Eröffnung des Projekts “Gürtelfrische West” wirft Fragen auf. Was steckt wirklich hinter dem temporären Sommerprojekt .

BV-Zatlokal (SPÖ) & BV-Reiter (Grüne): Not macht erfinderisch – Freibad und Kulturtreffpunkt entstehen am Neubaugürtel“, titelt die Presseaussendung der beiden Bezirksvorsteher am 5. Juni, ergänzt durch: “Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus initiieren Sommerprojekt „Gürtelfrische WEST“ direkt beim Westbahnhof – Ziel: Urlaub daheim nach der Coronakrise für Wienerinnen und Wiener mitten in der Stadt.

Ganz gerührt könnte man werden, wenn man den Ausführungen der beiden Bezirkschefs folgt. Der rote Fünfhauser BV meint etwa: “Am Westbahnhof kommen viele Fünfhauserinnen und Fünfhauser fast täglich vorbei. Daher ist hier ein idealer Ort, um gerade jetzt die Erholung, die Kontakte und die Kultur zu fördern”.

Sein grüner Neubauer Kollege, Markus Reiter, setzt da noch einen drauf: “Auch wenn wir noch weit weg sind von der Normalität, haben sich die Menschen nach den vergangenen Wochen in diesem Sommer ein bisschen Erholung und Freizeit so sehr verdient noch nie.

Gürtelpool: Undankbare WienerInnen

Die Mehrzahl der Medien reduziert das Geschenk an die Covid-geplagte Bevölkerung jedoch auf die Sperre von 7 Fahrspuren einer Gürtelkreuzung und die Durchführung eines € 150.000 Projekts. Das Herzstück ist ein Pool, in dem sich 6 Personen gleichzeitig aufhalten dürfen.

Entsprechend groß war die Ablehnung des Projekts. In Umfragen lag die Ablehnung je nach Quelle bei etwa 80-90%. In den sozialen Medien nahm der Spott kein Ende.

Interventionen – medial und lokal

Einen Tag vor der Eröffnung des Gürtelpools teilt Christoph Schuster, Büroleiter der Bezirksvorstehung Neubau, via facebook Bemerkenswertes mit. Nun geht es nicht mehr um ein Projekt von zwei Bezirksvorstehern, die den Menschen Erholung in diesem Sommer bringen möchten.

Nein, ganz unverblümt erklärt er, warum man das Projekt eigentlich macht. Man will in erster Linie die verkehrlichen und mögliche raumplanerischen Auswirkungen der Komplettsperre der Gürtemittelzone abtesten. Hier wird sich zukünftig viel tun, denn u.a. der City IKEA eröffnet nächstes Jahr und man erwartet 10.000 BesucherInnen täglich. Temporäre Intervention nennt sich das und diese ist eingebettet in ein herzeigbares Programm.

Viel wurde in den vergangenen Tagen und Wochen über das Projekt „Gürtelfrische West“ berichtet und diskutiert. Warum…

Gepostet von Christoph Schuster am Freitag, 7. August 2020
Öffentliches FB-Profil von Christoph Schuster

Ohne Corona kein Pool?

Die Corona-Krise bringt den Regierenden die Chance, Veränderungen leichter und schneller durchzubringen oder einfach abzutesten. Nichts ist verwerflich daran. Außer der emotionale Notstand wird dahingehend mißbraucht, andere Ziele zu verfolgen, ohne diese bereits im Vorfeld mitzuteilen. Transparenz und Ehrlichkeit darf auch in Krisenzeiten der Bevölkerung nicht verwehrt werden.

Eine Anpassung der Flächenverteilung u.a. durch die hohe Ikea-Frequenz wird kommen. Hätten wir ohne Corona eine testweise Komplettsperre von 7 Fahrspuren in der Gürtelmitte? In den umfangreichen Protokollen der Bezirksvertretungen findet sich nichts dazu.

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