Während dem Gebäude zuletzt noch die Erhaltenswürdigkeit bescheinigt wurde, tauchen nun Fotos von Polizeiübungen im “Bauteil 83” auf. Schiess- und Sprengtrainings der Spezialeinheit Cobra auf dem AKH-Gelände werfen Fragen auf.
Die ehemalige I. Medizinische Klinik (“Bauteil 83”) wurde um 1909 u.a. vom bedeutenden Ringstraßenarchitekten Emil von Förster entworfen. Lange wurde das historische Gebäude nicht gepflegt, 2006 hält ein Bericht des Kontrollamts fest, “dass die in den letzten Jahren durchgeführten Reparaturmaßnahmen (…) keinesfalls geeignet waren, die Baulichkeit in einem einwandfreien Zustand zu erhalten.” (Artikel)
Abb: Medizinische Universität Wien, Lageplan
Als die Stadt Wien im Jahr 2012 den Flächenwidmungsplan für das AKH änderte, wurde trotz massiver Proteste seitens der Denkmalschützer dem Gebäude der Schutz verweigert. Reparaturen wurden fortan weiterhin nicht getätigt, obwohl die Wiener Bauordnung eine Erhaltungspflicht vorsieht.
Seit der Novellierung der Bauordnung 2018 dürfen schützenswerte Gebäude, die vor 1945 errichtet wurden, prinzipiell nicht mehr abgerissen werden. Es sei denn, der Zustand des Gebäudes ist derart schlecht, dass eine Sanierung technisch unmöglich ist.
Die zuständige MA19 attestierte dem historischen Gebäude noch im April 2019 die Erhaltungswürdigkeit, da es daran ein öffentliches Interesse gebe. Jedoch wurde dieser Tage mit dem Abriss begonnen, die Baupolizei bestätigte die Abbruch-Genehmigung, wie die Initiative Denkmalschutz berichtete.
Die Initiative Denkmalschutz kritisierte weiters: ” Nach(!) Inkrafttreten der neuen Bauordnung ließ man Schieß- und Sprengübungen im Gebäude zu und die Außenfenster wurden ausgehängt.” Die Denkmalschützer stellen daher die Frage: “Alles mit dem Ziel, einen ‘derart schlechten Bauzustand’ zu erreichen (gemäß § 60 (1) d Bauordnung), um doch noch die Abbruchbewilligung zu erwirken?”
Nun tauchen Fotos auf, die offensichtlich Übungen der Spezialeinheit Cobra im historischen Gebäude dokumentieren. Laut dem anonymen Begleitschreiben fanden regelmäßig Einsätze zwischen 2017 und 2018 statt. Der Verfasser des Schreibens berichtet von Lärmbelästigung durch Schüsse, Sprengungen, Hundegebell und diverse Zerstörungen.
Den Kennzeichen auf den Mannschaftstransportern zufolge wurden die Trainings auch von Einheiten aus den Bundesländern durchgeführt. Die Fotos zeigen zerschossene Scheiben, Munition und aufgeschossene Türen. Die Munition “Entry Magnum 70mm” wird laut einem Schweizer Hersteller von Armee und Behörden verwendet und ist für das Zertrümmern von Türschlössern und -angeln ausgelegt.
Es bleibt das Unverständnis, warum solche Übungen auf einem Spitalsgelände und gerade in einem historisch bedeutsamen Gebäude, für das eine Erhaltungspflicht gilt, durchgeführt werden.
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